Die Musik der Seele – Live aus dem Schalom!
Die Yankele Kapelle aus Chemnitz hat sich seit 1999 der Musik der osteuropäischen Juden verschrieben – bei LiveKonzerten begeistern die fünf Klezmorim ihr Publikum!
Die Klarinette macht den Anfang. An den Tischen rund um das kleine Podium sind die Gespräche verstummt. Endlich Musik. Wenige Takte sind gespielt, jetzt die Geige. Sie hält dagegen. Nach und nach setzen die anderen Instrumente ein, Akkordeon, Schlagzeug, Kontrabass. Der grauhaarige ältere Herr dort links ist schon aufgesprungen. Er kann wohl nicht sitzen bleiben bei solchen Klängen. Und er ist nicht der Einzige…
Es ist Montagabend im Schalom in Chemnitz. Die Yankele Kapelle spielt in diesem Restaurant, das inzwischen vier Jahre besteht. Die Live-Musik am Montagabend ist Kult. Kein Stuhl ist leer, bald ist auch kein Stehplatz mehr zu haben.
Die Yankele Kapelle spielt Klezmer, ursprünglich die Hochzeitsmusik der aschkenasischen Juden. Klezmer, das ist die Musik der Seele, sagt man. Musik, die tanzt und singt, voller Freude und Leidenschaft, die aber auch traurig klingen und traurig machen kann. Aber nicht an diesem Abend. Mit „kleiner Jakob“ könnte man Yankele übersetzen. Von wegen „kleiner Jakob“: Das hier sind fünf ausgewachsene Männer in Jeans und Shirt und sie spielen, als würden sie alles um sich herum vergessen. Miteinander, gegeneinander. Kann eine Geige mittendurch gesägt werden bei solchem Spiel?
Inzwischen ist es Mitternacht, doch von Müdigkeit auf und vor der kleinen Bühne keine Spur. Dem angesagten letzten Lied folgt noch ein allerletztes und ein allerallerletztes und dann noch ein allerallerallerletztes. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann spielen sie noch heute? Das wohl nicht, aber sie spielen ja wieder.
Ute Krebs – Freie Presse