TUYA Klangwerk ZVUKOMALBA – Klangbild
Petr Krupa – viola, violine, flute, electronics
Mathis Stendike – horn, percussion, electronics
Franz Streuber – Texte
TUYA Klangwerk wurde im Mai 2010 als solists in residence des Sächsischen Mozartfestes 2010 ausgezeichnet und mit mehreren Konzerten und Projekten betraut. Die Aufnahmen der vorliegenden CD entstanden zu Teilen am 17. Mai 2010 im Restaurant Flämming im Klinikum Chemnitz innerhalb einer Veranstaltung des Sächsischen Mozartfestes.
Das Booklet enthält Fotos von TUYA Klangwerk und einige Gedichte von Franz Streuber, die hier erstmals veröffentlicht werden.
1 Zvukomalba
2 Weit oben
3 Wunderland
4 Nur jetzt
5 Zwiegespräch
6 Minnesänger
7 Du und Ich
8 Eingezwängt
9 Durchbruch
Gesamtdauer 62:25
Erscheinungstermin: 4.September 2010
as – p 5048-2000 auris performance
Aufnahme, Mastering: Horst Springer
Fotos: Wolfgang Schmidt
Lektorin: Sonntraut Diwald
Texte: Franz Streuber (außer „Hände“ von Claudia Hann; Verlag unbekannt, Anfragen zu den Rechten richten Sie bitte an die PAPAGENO-Marketing GmbH)
CD- Rezension zu Tuya Klangwerk CD Klangbild-Zvukomalba
erschienen in: das Orchester 04/2011, Seite 76
Zum ersten Mal betrat Wolfgang Amadeus Mozart am 12. April 1789 sächsischen Boden, als er eine neue Konzertreise antrat und zwei Tage später im Residenzschloss zu Dresden ein Hofkonzert gab. Zweihundert Jahre nach seinem Todestag gründete sich in Chemnitz 1991 die Sächsische Mozart-Gesellschaft e.V., einmal jährlich veranstaltet der Verein das „Sächsische Mozartfest“. 2010 zeichnete die Gesellschaft das Duo Tuya Klangwerk (Petr Krupa und Mathis Stendike) als „soloists in residence“ aus und vertraute ihm mehrere Konzerte und Projekte an. Ein klingendes Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist nun auf der CD Tuya Klangwerk zu hören; die Aufnahmen dazu entstanden teilweise während einer Veranstaltung am 17. Mai 2010 im Klinikum Chemnitz.
Tuya Klangwerk benutzt überwiegend Instrumente, die schon zu Mozarts Zeiten fester Bestandteil damaliger Musik waren: Viola, Violine, Flöte, Horn. Dennoch scheint die Musik des Duos meilenweit von der Mozarts entfernt zu sein. Was einzig und allein an der Verwendung diverser Electronics liegt, die dem Sound einen Aspekt jenseits klassischer, von Mozart beeinflusster Musikvorstellungen verleihen. Wo Petr Krupa mit den Fingern die Saiten zupft, anstatt sie zu streichen, erhebt sich neben und hinter dem Klang das fein ziselierte, in kleinen Häppchen dargebotene elektronisch erzeugte Material. Pfeifen, Säuseln, Rauschen, Summen, Flüstern, Knistern – das elektronische Klangmaterial weist mit kleinem Finger zur Geräuschfamilie hin, die Luigi Russolo 1916 definierte.
Krupa und Stendike beziehen sich auf prähistorische Musikstile, die sie mit einem zeitgenössischen Sound belegen, der in Electronic-Kreisen gerne als Lounge Music oder, negativer, als New-Age-Klänge betitelt werden. Doch diese beiden Positionen widersprechen sich bei Tuya Klangwerk überhaupt nicht. Das Gegenteil gilt: Wo die Saiten- und Blasmusik an ihre kreativen Grenzen stößt, übernehmen klug gesetzte elektronische Soundtüfteleien die Verbindung zwischen Klassik und Moderne. Mal klingt die Musik wie Irish Folk, wenn Petr Krupa wie in Nur jetzt den Augenblick der Klangentstehung einzufrieren scheint. Dann wieder schreitet die Musik durch höfische Passagen wie in Minnesänger, als sei Orlando di Lasso auf einen Sprung vorbei gekommen. In diesen Momenten verbeugen sich Krupa und Stendike vor den Meistern der Tradition, indem sie der traditionellen Musik die Unruhe des Zeitgeistes und den Rhythmus unserer Tage an die Seite stellen.
„Musik darf das Ohr nie beleidigen, sondern muss vergnügen.“ Hat Mozart einmal gesagt. Das wäre immer ein Sündenfall, den Tuya Klangwerk für sich ausgeschlossen hat. Ihre Musik wirkt an keiner Stelle so, als gälte es, auf Biegen und Brechen einen Schulterschluss zwischen Klassik und Unterhaltung herzustellen. Tuya Klangwerk bekommen immer rechtzeitig den Fuß aus der Türe, hinter der die Falle einer unverbindlich-seichten Kunstmusik lauert.
Klaus Hübner